Drei Jahrzehnte CLAAS Raupentechnologie.
Herausforderungen und Meilensteine in der Entwicklung.
Die ersten Schritte im Bereich der Raupentechnologie wurden bei CLAAS bereits in den 1950er Jahren gegangen. Damals noch mit Gleiskettenraupen. Sie waren die einzige Möglichkeit, auf schwierigen, schlammigen Böden zu ernten. Der für die Landwirtschaft entscheidende Schritt gelang 1987, als CLAAS die aufkommende Gummiraupentechnologie für die Landtechnik verfügbar machte.
Seit mehr als drei Jahrzehnten stellen sich die CLAAS Ingenieure der Herausforderung, Bodenschonung, hohe Leistung und gesetzliche Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen. Machen Sie eine Zeitreise in die Vergangenheit und gewinnen Sie einen Überblick über die Herausforderungen und entscheidenden Entwicklungsschritte von damals bis heute.
1953.
Gleiskettenraupen waren das Mittel zum Zweck. Sie blieben allerdings speziellen Ernteverhältnissen und bestimmten Regionen vorbehalten.
Die ersten selbstfahrenden Mähdrescher baute CLAAS ab 1953. Schon sehr früh beschäftigte man sich bei diesen Maschinen mit der Frage, wie auch unter extrem schwierigen Ernteverhältnissen, zum Beispiel auf extrem weichen und verschlammten Böden, sicher geerntet werden kann. Was in der Landtechnik schon seit einiger Zeit (ab ca. 1906) bei Traktoren Anwendung fand, adaptierte man schnell auch für die selbstfahrenden Mähdrescher. So war über viele Jahre die Verwendung von Gleiskettenraupen die einzige Möglichkeit, auf schwierigen, schlammigen Böden zu ernten. Der Einsatz dieser Laufwerke blieb dabei hauptsächlich auf die Reisernte beschränkt. Gleiskettenraupen blieben wegen der hohen Kosten, aber auch wegen der Schwierigkeiten bei der Straßenfahrt ein Nischen- und Spezialprodukt. Sie fanden in der Praxis nur eine geringe Verbreitung, kamen nur unter den genannten, sehr speziellen Ernteverhältnissen und nur in bestimmten Regionen zum Einsatz. Die Weiterentwicklung der Reifentechnologie trug ebenfalls dazu bei, dass es lange Zeit dabei blieb.
1987.
Als einer der ersten Hersteller machte CLAAS die aufkommende Gummiraupentechnologie für die Landtechnik verfügbar.
Der Übergang von der Gleiskettenraupe aus Eisen und Stahl hin zur Gummiraupe eröffnete völlig neue Einsatzmöglichkeiten. Als einer der ersten Hersteller machte CLAAS die aufkommende Gummiraupentechnologie für die Landtechnik verfügbar und adaptierte sie für den Mähdrescher. Auf der Farm Progress Show in Aleman/Iowa präsentierte CLAAS im Herbst 1987 erstmals einen Mähdrescher vom Typ COMMANDOR 116 CS auf Gummivollraupen. Das Laufwerk wurde in Kooperation mit der Firma Caterpillar entwickelt und war für den US-amerikanischen Markt bestimmt. Dabei handelte es sich um ein straßentaugliches Vollraupenfahrwerk, bei dem anstelle der sonst üblichen Gleisketten armierte Gummilaufbänder verwendet wurden. Die Vorteile des neuartigen Laufwerks waren vielfältig:
- Verminderung des Bodendrucks und damit reduzierte Ertragseinbußen durch unerwünschte Bodenverdichtungen
- Einsatz auch unter erschwerten Bodenverhältnissen für eine Erweiterung der Einsatzzeit
- Höhere Fahrgeschwindigkeiten auf Acker und Straße
- Verbesserter Fahrkomfort
- Deutliche Kraftstoffersparnis durch verringertes Einsinken in den Boden und weniger Fahrwiderstand
- Verbesserte Stabilität am Seitenhang
Das neuartige Profilbandlaufwerk reduzierte den Bodendruck bei Mähdreschern/Kornwagen im Vergleich zur Normalbereifung mit 2,1 kp/cm² auf rund 0,5 kp/cm², also auf weniger als ein Viertel. Untersuchungen im Körnermais ergaben, dass auf den mit Profilbandlaufwerken bearbeiteten Flächen im dreijährigen Durchschnitt ein Mehrertrag von bis zu 15 % erzielt wurde.
1994.
Die Halbraupe war die Ideallösung, nicht nur für europäische Bedingungen.
Die ersten Untersuchungen und Markttests zur Gummiraupentechnologie in den USA hatten gezeigt, dass es eine große Akzeptanz für eine solche neue Fahrwerkstechnologie gab. CLAAS beabsichtigte, die neue Technologie auch für den europäischen Markt verfügbar zu machen. Mit der Vollraupe stieß man bei diesem Vorhaben jedoch auf ein unumstößliches, gesetzliches Hindernis. Der Mähdrescher überschritt mit der Vollraupe die in Europa zulässige Gesamtbreite für den Straßenverkehr. Damit wäre ein entscheidender Vorteil der Gummiraupe hinfällig geworden. Zudem war diese technische „Großlösung“ aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit für den europäischen Markt wenig attraktiv. Daher fanden bei CLAAS ab 1991 erste Gespräche zur Entwicklung eines Halbraupenfahrwerks statt. 1994 wurden erste Fahr- sowie Feldversuche mit einem CLAAS MEGA 218 Mähdrescher unternommen. Die ersten Versuche wurden zunächst noch mit luftbereiften Laufrädern durchgeführt. Verschiedene Prototypen und Entwicklungen wurden hierbei getestet. Die CLAAS Entwickler konnten wichtige Erfahrungen mit diesem ersten Funktionsmuster sammeln, welche in die weiteren Entwicklungen einflossen. Die Versuche zeigten auch deutlich, dass die Halbraupe entscheidende Vorteile gegenüber der Vollraupe mit sich brachte. Das neue System ermöglichte nicht nur schmale Transportbreiten, mit denen die gesetzlichen Vorgaben in Europa erfüllt wurden, sondern überzeugte auch durch eine große Laufruhe und Nickstabilität. Auch das Problem des „Radierens“ und Bodenschäden am Vorgewende konnten so deutlich verringert werden.
1997.
Der Durchbruch für TERRA TRAC.
Nun wurden Größenordnungen erreicht, die eine Serienproduktion möglich machten. Die erste Serie des TERRA TRAC Halbraupenlaufwerks an einem LEXION 450 wurde im Markt eingeführt. Das System war seinerzeit noch mit starrer Anbindung an die Achse versehen.
Ein Trägergestell verband das Laufwerk mit einem verstärkten Achsrohr des Mähdreschers. Jedes Raupenlaufwerk selbst bestand aus einem großen Umlenkrad vorne und einem Antriebsrad hinten. Die Laufräder waren aus Stahl mit aufgeschraubten Gummielementen, um den hohen Reibbelastungen standhalten zu können. Das hochwertige Profillaufband war endlos und wurde über das hintere Laufrad durch Reibschluss angetrieben. Eine Verzahnung bestand nicht, die inneren Stollen dienten lediglich der Seitenführung. Um das etwas verlängerte Laufwerk am Boden besser zu führen und den Bodendruck besser zu verteilen, besaß die Halbraupe ein pendelnd aufgehängtes Stützrollenpaar. Einige dieser Eigenschaften sind bis heute bei den TERRA TRAC Laufwerken zu finden.
1997/2000 - USA.
Einführung der Halbraupenlaufwerke in den USA.
Die Basis für die Weiterentwicklung des TERRA TRAC war die von CLAAS entwickelte und gefertigte Halbraupe. In Zusammenarbeit mit Caterpillar wurden die in den USA verkauften Mähdrescher mit angepassten Halbraupen ausgestattet. Die verwendeten CAT Bauteile wurden speziell für den US-amerikanischen Markt konstruiert.
Die Raupenlaufwerke waren mit gummierten Laufrädern sowie einem neuen Laufband von CAT ausgestattet und besaßen zudem breitere Außenmaße. Eine schmalere Variante dieser Halbraupe kam 2000 auch für Europa auf den Markt, welche die vorherige Generation mit den Stahllaufrädern ablöste. Die Laufbänder besaßen nun höhere Außenstollen und eine Ausrichtvorrichtung, die einen sauberen Lauf des Bandes absicherte, wodurch dessen Haltbarkeit und Lebensdauer insgesamt nochmals deutlich erhöht wurde.
2004.
Die integrierte Achsfederung verbindet die Vorteile von Rad- und Raupenmaschine.
Eine wesentliche Neuerung des TERRA TRAC Laufwerks bei der LEXION 500 Baureihe war die integrierte Achsfederung. Sie filterte effektiv alle Schwingungen und Schläge während der Fahrt auf Straße und Feld heraus. So wurde ein Aufschaukeln der Maschine wie bei der Radmaschine verhindert und ein hoher Fahrkomfort erreicht. Dank dieser Lösung, die die technologischen Vorteile von Rad- und Raupenmaschinen vereint, konnte man nun bei hohem Fahrkomfort bodenschonend ernten. Das führte zu einer deutlichen Schonung der Maschine und einem verbesserten Komfort und weniger Ermüdung für den Fahrer.
2006.
Der einteilige, gegossene Rahmen ist die Antwort auf die wachsende Beanspruchung durch immer größere Ernteleistungen.
Die Weiterentwicklung des LEXION Mähdreschers führte über die Jahre hinweg zu immer größeren Ernteleistungen. Durch das größere Korntankvolumen und Gewicht des Mähdreschers nahm während der Ernte die Belastung des tragenden Raupenfahrwerks stetig zu. Um den höheren Maschinengewichten gerecht zu werden, wurde das neue TERRA TRAC Raupenlaufwerk deutlich verstärkt. Dazu setzten die CLAAS Ingenieure einen einteiligen, gegossenen Rahmen ein.
2011.
Der erste Mähdrescher mit bis zu 40 km/h Fahrgeschwindigkeit.
Ein weiterer Sprung in der Entwicklung gelang den CLAAS Ingenieuren durch die Einführung der hydropneumatischen Federung. Im neuen TERRA TRAC sind alle Komponenten (Triebrad, Laufrad und Stützrollen) separat gefedert. Das verringert Stöße auf Karosserie und Maschinerie, erhöht den Komfort für den Fahrer und ermöglicht eine bessere Kurvenstabilität. Die hervorragende Federwirkung wird durch Hydraulikzylinder erzielt. Diese sind auf einer Seite mit Gas zur Dämpfung und auf der anderen Seite mit Öl befüllt. Beim Ein- und Ausfedern fließt Öl zwischen den beiden Zylindern. Dieses Laufwerk wird bis heute verbaut. Mit dem neuen TERRA TRAC Laufwerk war der LEXION zudem der erste Mähdrescher der Welt, der bis zu 40 km/h auf der Straße fahren konnte.
2017.
Bodenschonung, Traktion, Effizienz und Fahrkomfort für die gesamte Prozesskette.
Als nächster logischer Schritt wurden auf der Agritechnica 2017 auch der JAGUAR und der AXION mit dem TERRA TRAC Raupenlaufwerk vorgestellt, um in Zukunft die Vorteile des Laufwerks hinsichtlich Bodenschonung, Traktion, Effizienz und Fahrkomfort bei allen Arbeitsgängen nutzen zu können. Dafür wurde das bewährte Laufwerk speziell an die Anforderungen des Feldhäckslers und des Traktors angepasst.
Die Grundlage einer guten Ernte ist ein gesunder Boden. Um diese wertvolle Ressource zu erhalten und zu schonen, werden wir die TERRA TRAC Technologie auch in Zukunft konsequent weiterentwickeln.